Wie jedes Jahr waren wir, Peter Goebel, Reinhardt Smeibidl, Helmut Götz und ich auf großer Tour. Reiner Heise, der diese Fahrt akribisch ausgearbeitet und im Vorfeld die entsprechenden Hotels geordert hatte, konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht teilnehmen. Am Anfang stand das Unternehmen Neißequelle bis zur Ostsee unter keinem guten Stern. Statt der geplanten 5 Stunden bis Zittau waren wir 10 Stunden unterwegs, so dass unser Gütertaxi, welches uns bis zur Quelle im Isergebirge bringen sollte, nicht mehr zur Verfügung stand. Grund für die Verzögerung war ein verpasster Anschlusszug in Gera. Nach 2 Stunden Aufenthalt folgten weitere Pannen, hervorgerufen durch Streckenbauarbeiten und auch Pech unsererseits. Wir starteten deshalb am nächsten Tag in Zittau, so daß aus den 680 geplanten nur 600 km wurden. Anfangs durch das wildromantische Neißetal, am ältesten Zistersienserkloster Deutschlands vorbei, dabei die Hochwassermarken bestaunend, ging es später auf dem Damm nach Görlitz und nach einer Stadtbesichtigung weiter nach Bad Muskau. Nicht ganz glücklich war unser Entschluss, die letzten 21 km des Radweges auf polnischer Seite zu bestreiten. Nach anfänglich holpriger Asphaltstraße ging es mit Kopfsteinplasterpassagen (insgesamt etwa 8 km) weiter, welche die berühmt-berüchtigten „Goebelschen Wege“ noch in den Schatten stellten.
Nach erfolgter „Tortour“ besichtigten wir auf beiden Seiten der Neiße den wunderschönen Park von Fürst Pückler. Am nächsten Tag ging es in sehr zügigem Tempo und herrlichem Sonnenschein zur Neißemündung. Dort ließen wir uns im nur knietiefen sehr warmen Wasser bei starker Strömung in die Oder treiben. Nach Übernachtung in Neuzelle ging es über Guben, Eisenhüttenstadt, Frankfurt, Schwedt, an Stettin vorbei nach Ückermünde. Auf den ersten 3 Etappen hatten wir warmes Wetter, den Wind meist von hinten links, so dass wir auf dem Damm durchaus bis zu 28 km in der Stunde bewältigten. Je weiter wir nach Norden kamen, umso unbeständiger wurde das Wetter und der Radweg pendelte zwischen Oderdamm und dem Umland. Gegenwind war oft die Folge. Alternativrouten waren mit Vorsicht zu genießen und dies sollten wir noch schmerzlich erfahren. Hinter uns ein Gewitter, welches uns „überrollte“, vor uns ein Betonschwellenweg, der im hohen Gras plötzlich endete, dann mitten durch eine Schafherde, drei noch den Weg blockierende Dammbrüche im Schilf überwindend, und vom nächsten Gewitterschauer überrascht zu werden, dies war z.B. der Verlauf einer solchen
Alternativvariante. Eine andere ging zwar auch durch hohes Gras, endete aber in einer wunderschönen Kirschallee mit reifen Kirschen, die wir dann auch genüsslich verspeisten. In Ückermünde übernachteten wir, bestiegen am nächsten Tag eine Fähre und waren innerhalb von 80 Minuten in Kaminke auf Usedom. Von dort sind wir über Swinemünde nach Ahlbeck gefahren, um ein Bad in der 16 ° warmen Ostsee zu nehmen. Weiter ging es nach Anklam. Überrascht waren wir, dass auf dieser Strecke mit der Überfahrung des Golms (69m) die anstrengenste Steigung der ganzen Tour zu bewältigen war. Von Anklam brachte uns am nächsten Tag ein IC innerhalb von 5 Stunden nach Erfurt. Es war eine Tour, die man für radinteressierte Läufer nur empfehlen
kann.