Es ist Sonnabend. Normale Menschen schlafen heute aus. Vier verrückte Läufer und zwei Radfahrer treffen sich vor 6:00 Uhr auf unserem Hof. Ich bin müde, die Organisationsprobleme in den vergangenen Tagen haben mir den Schlaf geraubt. An Lauftraining war auch nicht mehr zu denken. Meine Aufgaben bestanden aus endlosen Telefongesprächen und Logistikpläne austüfteln. Das Schlimmste war jedoch, drei Tage vor dem Start noch Ersatzläufer zu finden.
Heute bin ich Brotbüchsenreicherin, Autoumsetzerin, Läufertransportiererin, Radbegleitertransportiererin und auch etwas Läuferin, zumindest ein Zehntel der Kurzschlussströme. Anhand meiner Laufzeit gehöre ich eigentlich zu den Kriechströmen, aber die Ausfälle der vergangenen Tage haben zum Umdisponieren gezwungen. Vom Auto aus sehen wir einen Teil meiner Etappe. Ich freue mich, es ist ein schöner Weg. Im Gewusel an der Wechselstelle Schildwiese treffen wir erste Bekannte. Da kommt Torsten Lämmerhirt, Chip- und Steinübergabe und los. Es läuft sich gut auf dem schönen Radweg bis Spechtsbrunn, dann ist es mit der Schönheit vorbei. Ein fürchterlicher Berg wird sichtbar, ganz weit oben sehe ich die Läuferschlange. Ein Radbegleiter einer anderen Staffel muntert mich freundlich auf „Hast schon 5 km geschafft.“ Ich bin erledigt. Nach meiner Laufzeit müssten es schon 6 oder 7 km sein. Irgendwann bin ich oben.
Mein Knie meldet: „Hör endlich auf mit der Lauferei.“ Ich denke auch kurz darüber nach, ob nicht Nordic-Walking oder Hallenhalma der bessere Sport für mich wäre. Am Bahnübergang Ernstthal ist erst einmal eine Zwangspause angesagt. Die Schranken sind geschlossen. Endlich bin ich in Neuhaus, über die Laufzeit reden wir nicht. Maxi Schlothauer holt das auf ihrer Etappe wieder auf. Da die Kriechströme fast ohne Notstart ausgekommen wären, kann Radbegleiter Thomas Klein durchfahren. Peter Pastowski, den Radbegleiter der Kurzschlußströme, nehmen wir bis Grenzadler im Auto mit. Den Notstart können wir gerade noch sehen. Gegen 22:15 Uhr kommt Danny Jung, Schlussläufer der Kurzschlussströme, ins Ziel. Thomas, unser Ausnahmeradbegleiter, hat endlich Feierabend. Er ist ab der dritten Etappe durchgefahren.
Kurz nach 23:00 Uhr, das Ziel wird bereits abgebaut, kommt endlich Bernd Barth, der Schlussläufer der Kriechströme, aus dem Wald. Es ist geschafft. Dass die Kurzschlussströme in der Gesamtzeit die Kriechströme vom langjährigen letzten Platz vertrieben haben, ist der Umbesetzung geschuldet. Egal, es sind ja beide unsere Staffeln. Ich erfahre, dass die Aktiven des sc im·puls bereits seit drei Uhr auf den Beinen sind und im Anschluss auch noch das Zielgelände abbauen müssen und schäme ich mich für meine Müdigkeit. Danke, liebe Sportfreunde vom sc im·puls. Was Ihr da für uns alle leistet, wird leider nicht von allen anerkannt. Die komplette Aufstellung der Kriechströme und Kurzschlussströme könnt Ihr in den Ergebnislisten unter www.sc-impuls. de einsehen.
Ina ZSCHARNT